VON MALTE EWERT Overath -
Manager sind auch Menschen. Wie wohl alle Leute haben sie die
eine oder andere Macke. Meist ist das nicht weiter schlimm. Doch
manchmal stört so eine Macke den Betriebsfrieden. Wenn dann noch
die Produktivität der ganzen Firma leidet, sollte man etwas dagegen
tun. In einem ehemaligen Bauernhof hoch über Overath tut man
was dagegen: Die Ortschaft Lölsberg beheimatet seit einigen Monaten
das „Erfolgsgut".
Wer sein Unternehmen „Erfolgsgut" tauft,
der stellt hohe Ansprüche - auch an sich selbst. Denn er will
den Erfolg vermitteln. Dieser Aufgabe haben sich Beate und Hajo
Bentzien verschrieben, die hier auf einem großzügig ausgebauten
Anwesen „Erfolg, Glück und Wohlbefinden" trainieren wollen.
Ach ja, wieder so ein esoterischer Quark, wird mancher jetzt
sagen. Falsch geraten. Im Erfolgsgut ist die Luft nicht von Räucherstäbchen
ge-
schwängert und die Leute
laufen in ganz normalen Klamotten herum.
Beate und Hajo Bentzien
betreiben seit 32 Jahren die „Bentzien Kommunikation GmbH".
Erst in Köln und seit zehn Jahren in Overath-Lölsberg. Seit Anfang
des Jahres geht man nun mit dem Erfolgsgut neue Wege. Das Unternehmen
coacht Großunternehmer und Manager, damit sie erfolgreich werden
oder bleiben. Es trainiert aber auch Privatpersonen, damit sie
glücklich werden. Denn wer nur so tut, als sei er mit sich selbst
im Reinen, der wird auf seinem Weg durchs Leben irgendwann Schiffbruch
erleiden. „Wichtig ist der Mensch und nicht nur seine Funktion",
sagt Geschäftsführerin Beate Knust-Bentzien. „Wir vermitteln
einen ganzheitlichen Ansatz, so dass die erlernten Kommunikationsstrategien
nicht nur antrainiert sind, sondern in Fleisch und Blut übergehen." „Wir",
das sind bis zu 40 freie Mitarbeiter - in der Firmenphilosophie „Akteure" genannt.
Darunter Fachkräfte in Sachen Homöopathie, therapeutisches Reiten,
Fitness, Musik und Kommunikation. Die angebotenen Kurse sind
klein, aber fein. Soll heißen: Hier werden die Teilnehmer nicht
Bus-weise angekarrt, hier wird in • der Regel nur mit einer Handvoll
Menschen
trainiert. Und zwar nicht nach der mittlerweile einschlägig bekannten Masche „Tschaka,
Du schaffst es!" irgendwelcher selbst ernannten Motivationskünstler. „Wir
klären erst mal die Frage: Was ist im Kopf des Kunden los. Und dann versuchen
wir Hilfe zur Selbsthilfe zu geben", sagt Hajo Bentzien. Das läuft im Prinzip
darauf hinaus, den Kunden Selbstbewusstsein zu vermitteln. Auch wenn es überraschen
mag: Auch die Vorstände großer Firmen, Intendanten und Kulturschaffende gehören
zum Kundenkreis des Unternehmens. Breiten Raum bei der Selbstfindung nehmen die
sechs Pferde des Erfolgsguts ein. Da wird allerdings nicht einfach so herumgaloppiert,
sondern „aus der Körpermitte heraus geritten". Es gibt Kurse in Kampfsportarten,
die aber weniger der Selbstverteidigung als dem Selbstbewusstsein dienen. Man
kann lernen, wie man mit Stress umgeht und dass Klavier spielen einen wohltuenden
Einfluss auf den gesamten Körper hat. Und wer ganz hoch hinaus will, kann sogar
einen Hubschrauberflug
buchen.
Wir wollen auf keinen
Fall in die esoterische Ecke gestellt werden", betont Hajo
Bentzien. Natürlich strebe man an, den Kunden Hilfestellung auf
dem Weg zum beruflichen Erfolg zu geben. Doch könne dies nur
einhergehen mit privatem Wohlergehen und Gesundheit. Viele karrierebewusste
Manager sind auf den beiden letztgenannten Feldern nicht so erfolgreich. „Solche
Karrieren sind selten von Dauer", weiß man deshalb im Erfolgsgut.
Gerade in der mittleren Führungsebene gebe es in Sachen Persönlichkeitsbildung
Nachholbedarf.
Angeboten werden die
einzelnen Kurse hauptsächlich übers Internet. Da kann man auch
die Teilnahme an dem diesjährigen Höhepunkt der Angebotspalette
buchen: Eine zehntägige Reise nach Chile. Ein Weltumsegler tourt
dort mit den
Kunden durch die Anden - auf dem Landweg natürlich. „Mit Tourismus hat das allerdings
nix mehr zu tun", sagt Beate Bentzien. „Es geht eher um den Weg zu sich
selbst".