- Freitag, 11. Juli 2003 - Seite 11 Kölner Stadt-Anzeiger - Nr. 158 - Bergisches Land


Aggressionen einfach mal rauszulassen, ist oft der erste Schritt zum Erfolg. Deshalb werden auch Kampfsportarten im Overather Erfolgsgut gelehrt.
Rechts im Bild ist Firmenchef Hajo Bentzien.           BILD: GÜNTER MÖLLINGHOFF

Manch` Manager verliert Macken

„Erfolgsgut" hilft Führungskräften auf Dauer bessere Chefs zu werden

Erfolg zu haben kann man lernen - und zwar in einem kleinen Weiler oberhalb von Overath.

VON MALTE EWERT Overath - Manager sind auch Menschen. Wie wohl alle Leute haben sie die eine oder andere Macke. Meist ist das nicht weiter schlimm. Doch manchmal stört so eine Macke den Betriebsfrieden. Wenn dann noch die Produktivität der ganzen Firma leidet, sollte man etwas dagegen tun. In einem ehemaligen Bauernhof hoch über Overath tut man was dagegen: Die Ortschaft Lölsberg beheimatet seit einigen Monaten das „Erfolgsgut".

Wer sein Unternehmen „Erfolgsgut" tauft, der stellt hohe Ansprüche - auch an sich selbst. Denn er will den Erfolg vermitteln. Dieser Aufgabe haben sich Beate und Hajo Bentzien verschrieben, die hier auf einem großzügig ausgebauten Anwesen „Erfolg, Glück und Wohlbefinden" trainieren wollen. Ach ja, wieder so ein esoterischer Quark, wird mancher jetzt sagen. Falsch geraten. Im Erfolgsgut ist die Luft nicht von Räucherstäbchen ge-

schwängert und die Leute laufen in ganz normalen Klamotten herum.

Beate und Hajo Bentzien betreiben seit 32 Jahren die „Bentzien Kommunikation GmbH". Erst in Köln und seit zehn Jahren in Overath-Lölsberg. Seit Anfang des Jahres geht man nun mit dem Erfolgsgut neue Wege. Das Unternehmen coacht Großunternehmer und Manager, damit sie erfolgreich werden oder bleiben. Es trainiert aber auch Privatpersonen, damit sie glücklich werden. Denn wer nur so tut, als sei er mit sich selbst im Reinen, der wird auf seinem Weg durchs Leben irgendwann Schiffbruch erleiden. „Wichtig ist der Mensch und nicht nur seine Funktion", sagt Geschäftsführerin Beate Knust-Bentzien. „Wir vermitteln einen ganzheitlichen Ansatz, so dass die erlernten Kommunikationsstrategien nicht nur antrainiert sind, sondern in Fleisch und Blut übergehen." „Wir", das sind bis zu 40 freie Mitarbeiter - in der Firmenphilosophie „Akteure" genannt. Darunter Fachkräfte in Sachen Homöopathie, therapeutisches Reiten, Fitness, Musik und Kommunikation. Die angebotenen Kurse sind klein, aber fein. Soll heißen: Hier werden die Teilnehmer nicht Bus-weise angekarrt, hier wird in • der Regel nur mit einer Handvoll Menschen trainiert. Und zwar nicht nach der mittlerweile einschlägig bekannten Masche „Tschaka, Du schaffst es!" irgendwelcher selbst ernannten Motivationskünstler. „Wir klären erst mal die Frage: Was ist im Kopf des Kunden los. Und dann versuchen wir Hilfe zur Selbsthilfe zu geben", sagt Hajo Bentzien. Das läuft im Prinzip darauf hinaus, den Kunden Selbstbewusstsein zu vermitteln. Auch wenn es überraschen mag: Auch die Vorstände großer Firmen, Intendanten und Kulturschaffende gehören zum Kundenkreis des Unternehmens. Breiten Raum bei der Selbstfindung nehmen die sechs Pferde des Erfolgsguts ein. Da wird allerdings nicht einfach so herumgaloppiert, sondern „aus der Körpermitte heraus geritten". Es gibt Kurse in Kampfsportarten, die aber weniger der Selbstverteidigung als dem Selbstbewusstsein dienen. Man kann lernen, wie man mit Stress umgeht und dass Klavier spielen einen wohltuenden Einfluss auf den gesamten Körper hat. Und wer ganz hoch hinaus will, kann sogar einen Hubschrauberflug buchen.

Wir wollen auf keinen Fall in die esoterische Ecke gestellt werden", betont Hajo Bentzien. Natürlich strebe man an, den Kunden Hilfestellung auf dem Weg zum beruflichen Erfolg zu geben. Doch könne dies nur einhergehen mit privatem Wohlergehen und Gesundheit. Viele karrierebewusste Manager sind auf den beiden letztgenannten Feldern nicht so erfolgreich. „Solche Karrieren sind selten von Dauer", weiß man deshalb im Erfolgsgut. Gerade in der mittleren Führungsebene gebe es in Sachen Persönlichkeitsbildung Nachholbedarf.

Angeboten werden die einzelnen Kurse hauptsächlich übers Internet. Da kann man auch die Teilnahme an dem diesjährigen Höhepunkt der Angebotspalette buchen: Eine zehntägige Reise nach Chile. Ein Weltumsegler tourt dort mit den Kunden durch die Anden - auf dem Landweg natürlich. „Mit Tourismus hat das allerdings nix mehr zu tun", sagt Beate Bentzien. „Es geht eher um den Weg zu sich selbst".

www.erfolgsgut.de