Kölner Stadt-Anzeiger Bergisches Journal Bergisches Land -
Dienstag, 20. Dezember 2011 - S. 30


Arbeit der Musikschule
blüht fast im Verborgenen

VHS Nach dem Trägerwechsel geht die Arbeit weiter
Von THOMAS RAUSCH


Lehrerin Anne Auriete Chalegre (r.) führt die Arbeit mit ihrer Klavierklasse auch nach der Auflösung der Musikschule fort. BILD: ROLAND U. NEUMANN

Rösrath/Overath. „Die Musikschule besteht nicht mehr, wir sind aber immer noch da.“ Mit diesen Worten leitet Anne Auriete Chalegre das Vorspiel ihrer Klavierklasse in Schloss Eulenbroich ein. Wie der gesamte Unterricht der früheren Musikschule Rösrath-Overath sind auch Chalegres Klavierstunden seit dem 1. April unter dem Dach der Volkshochschule zu finden. „Musikpädagogisches Angebot in der VHS“ lautet die neue Überschrift für die Musikstunden. „Früher hieß es Musikschule, das war kürzer“, findet Chalegre. Mit dem Vorspiel in Schloss Eulenbroich demonstriert sie, dass ihre pädagogische Arbeit auch in der VHS mit unverändert hohem Anspruch weitergeht. "Die Klavierklasse ist sehr aktiv", findet Christine Jülich, Mutter von Klavierschülerin Annalena Jülich. "Die Klavierklasse lebt von Frau Chalegre." Tatsächlich kann die Musiklehrerin 22 Konzerte mit Schülern im Jahr 2011 aufzählen. "Bei manchen Schülern kommt es vor, dass sie zwei- bis dreimal im Monat vorspielen", sagt Chalegre.
Auch Stephan Muthig, Vater von Klavierschülerin Paula Luisa Muthig, schätzt Chalegres Engagement. "Die Förderung ist individuell geprägt", stellt er fest, er sieht eine "unglaubliche Unterstützung" für seine Tochter und andere Schüler. Chalegre überlegt mit Schülern und Eltern, welche Ziele sie im nächsten Jahr anstreben wollen. Für Paula Luisa stehen zunächst ein Vorspiel im Mai und die Wettbewerbsteilnahme beim Klavierfestival Lindlar im Sommer an. "Die Vorbereitung ist sehr aufwändig", sagt Chalegre. "Wir stellen ein Programm zusammen, dann arbeiten wir daran." Mit ihrer Anerkennung für die klavierpädagogische Arbeit verbindet sich bei den Schülereltern der Eindruck, dass der organisatorische Rahmen in der VHS unzureichend ist – zumindest bisher. Nach Ansicht von Christine Jülich ist es problematisch, dass das Unterrichtsangebot unter dem Dach der VHS zu wenig bekannt ist. "Ich würde nicht bei einer Volkshochschule nachsehen, wenn ich Musikunterricht suche", sagt Jülich. Auf Chalegres Klavierstunden stieß sie durch die persönliche Internetseite der Lehrerin. "Das ist keine Ausnahme", sagt Chalegre. Es sei immer wieder vorgekommen, dass Schüler auf diesem Weg auf das kommunale Unterrichtsangebot aufmerksam wurden. Für Jülich ist klar, dass die Hinweise auf der Internetseite der VHS nicht ausreichen. "Man hat den Eindruck: Das Angebot wird versteckt", sagt sie.
Neben verbesserter Öffentlichkeitsarbeit, vor allem im Internet, wünschen sich die Eltern Jülich und Muthig auch mehr Qualität bei Musikinstrumenten und Räumen. Die organisatorische Unterstützung bei Konzerten sei ebenfalls verbesserungsfähig. Die Verantwortung dafür sehen sie vor allem bei den Städten Rösrath und Overath, die am musikpädagogischen Angebot und dem notwendigen Personal über Jahre hinweg immer weiter gespart haben. Chalegre setzt ihre pädagogische Arbeit aber ungeachtet dieser Kritik fort: "Ich lasse mich nicht demotivieren, weil ich ganz tolle Schülereltern habe."